Ella Bergmann-Michel

Ella Bergmann-Michel

black light, 1923, Aquarell, Gouache, Graphit und Tinte auf Velin,
69,5 x 61,5 cm, Foto: Bertrand Michau

Ella Bergmann-Michel

BLACK LIGHT

Zum Saisonstart der Frankfurter Galerien widmet die Galerie der Künstlerin, Filmemacherin und Fotografin Ella Bergmann-Michel (1895-1971) eine Einzelpräsentation. Bergmann-Michels Werk gilt als geprägt von Dadaismus, Surrealismus und Bauhaus.

Seit 1920 lebte sie mit ihrem Mann Robert Michel und zwei Kindern in Vockenhausen im Taunus und war Gastgeberin und Freundin von u.a. Willi Baumeister, László Moholy-Nagy und Kurt Schwitters. Im Zentrum der Ausstellung stehen Holzschnitte, Collagen, Tusche- und Bleistiftzeichnungen der Künstlerin aus den Jahren 1917 bis 1966.

 

AUSSTELLUNGSÜBERSICHT – ELLA BERGMANN-MICHEL – BLACK LIGHT

Ella Bergmann wird 1895 in Paderborn geboren. Mit 20 beginnt sie ein Studium an der „Großherzoglich Sächsischen Hochschule für bildende Kunst“ in Weimar. Dort lernt sie Robert Michel kennen. Unzufrieden mit der Ausbildung verlassen beide die Hochschule. Im Oktober 1920 zieht das Paar in die Schmelzmühle, „die Schmelz“ genannt, nach Vockenhausen bei Eppstein im Taunus. 1921 gibt es erste Kontakte zu Kurt Schwitters, aus denen eine enge Freundschaft erwächst, ebenso über den Bund „das neue Frankfurt“ zu der Fotografin Martha Hoepffner, zu Ilse Bing, Lászlo Moholy-Nagy, Willy Baumeister, El Lissitzky und Johannes Molzahn.

Ende der zwanziger Jahre hält Ella Bergmann-Michel ein eigenes Atelier in der Nähe des Eschenheimer Turms, wo sie werbegrafische und -fotografische Aufträge umsetzt. Es entstehen erste Filme mit sozialen Themen. Gemeinsam mit Paul Seligmann leitet EBM die „Arbeitsgemeinschaft für neuen Film/Liga für unabhängigen Film“. Vor Kriegsbeginn ist sie mehrfach für je zwei Monate in London. Während des Nazi-Regimes kommt die künstlerische Tätigkeit zum Erliegen. Kommende Lebensmittelknappheiten vorausahnend eröffnet Robert Michel einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Fischzucht, der ihn auch vor dem Wehrdienst bewahrt. EBM übernimmt Aufgaben in der Landwirtschaft und Kleinviehaufzucht. Kurz vor Ende des Krieges verlieren die Künstlerin und ihr Mann Robert durch einen Bombenangriff die in Ellas Paderborner Elternhaus befindlichen Werke.

Nach dem Krieg leitet sie das „Film-Studio“ – ab 1950 „Film-Club Frankfurt/M.“. Sie beteiligt sich an einer Gruppenausstellung im Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, hält Vorträge z.B. in der Zimmergalerie Franck. 1950 organisiert sie eine Vortragsreihe über „50 Jahre internationaler Film“ in den Amerika-Häusern in Frankfurt, Heidelberg und Marburg. Sie pflegt ihre Freundschaften zu Willi Baumeister, Mart Stam, Ilse Bing, Richard Scheibe u.a. 1954 widmet die Kunsthistorikerin Herta Wescher dem Paar einen Artikel in der französischen Zeitschrift „Art d’aujourd’hui“, der eine Wiederentdeckung einläutet. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland schließen sich an, wie in der legendären Frankfurter Galerie Dorothea Loehr und bei Annely Juda Fine Art in London. 1965 hält EBM bei Loehr einen Vortrag mit dem Titel „Der Geist der zwanziger Jahre in Frankfurt“, der als Text 1967 in Adam Seides Zeitschrift „Egoist“ erscheint. 1971 stirbt Ella Bergmann-Michel, ihr Mann 1983.